„Meine Heimat sind Wilna und Israel, Deutschland ist meine Aufgabe“
Eigentlich ist es kaum zu glauben, dass Tamar Dreifuss den Holocaust überlebt hat und wie sie ihn überlebt hat:
Seit 1941 eingepfercht im Ghetto von Wilna (heute die Hauptstadt Litauens), ihre Großeltern von den Nazis erschossen, ihr Vater im Konzentrationslager Stutthoff (in der Nähe von Danzig) ermordete und auch sie wurde 1943 mit ihrer Mutter in das Konzentrationslager Tauroggen gebracht. Und da geschieht das kaum Glaubliche: Ihre Mutter bedient sich am Kleiderhaufen der bereits entkleideten KZ-Gefangenen, zieht sich und ihrer Tochter Kleidung an, geht erhobenen Hauptes einfach durch das Tor des Konzentrationslagers in die Freiheit. Und die Wachmänner der SS? Schauen einfach zu, greifen nicht ein, wohl, weil sie Tamar und ihre Mutter für Familienangehörige der Wachleute halten.
Eine Rettung, von der man gehofft hätte, dass sie auch sechs Millionen anderen Menschen jüdischen Glaubens vergönnt gewesen wäre.
Von ihrem Leben -und das hieß bis 1945: von ihrem Überleben- hat uns Tamar Dreifuss am 22. März berichtet und es dabei sogar geschafft, die sammelte Oberstufenschülerschaft zum Singen eines Friedensliedes zu animieren. Das eben hat sie sich zur Aufgabe gemacht: die Erfahrungen einer geraubten Kindheit weiterzugeben und dafür zu sorgen, dass nicht ansatzweise irgendjemand in Deutschland um sein Leben fürchten muss, weil er eine irgendwie „andere“ Religion hat. Gehen wir die Aufgabe an!
Wir sind Tamar Dreifuss dankbar, dass sie uns diese Erfahrungen durch ihren Besuch ermöglicht hat.